Coronavirus – Betrachtungen aus Sicht eines Allgemeinarztes unter medizinischen, mathematischen und psychopädischen Gesichtspunkten.

Eine Synthese von Dietmar Neumaier

Im März 2020

 

Coronaviren:

Ein kugeliges Virus mit keulenförmigen Oberflächenfortsätzen. Es kommt bei Geflügel, Rind, Pferd und Mensch vor und verursacht Infektionen der Atemwege. Gelegentlich auch mal Durchfall. Coronaviren gibt es schon lange und sie machten bisher 30 Prozent der einfachen „Erkältungskrankheiten“ aus. Eine Häufung von Coronavirusinfektionen tritt in etwa alle 3 Jahre auf. In der Vergangenheit hat das Coronavirus meist nur die oberen Atemwege befallen, was zum normalen Schnupfen führte. Das aktuell sich ausbreitende Coronavirus (SARS Co2 / Schweres akutes respiratorisches Syndrom / Severe akute respiratory Syndrom) ist anders. Nicht nur dass es wesentlich ansteckender ist, dieses befällt vor allem die unteren Atemwege: Also Bronchien und Lunge, was zur viralen Lungenentzündung führen kann. Bereits im Februar 2003 kam es schon mal zu schweren Erkrankungen durch das Virus (Sie erinnern sich an SARS). Damals waren weltweit knapp 3000 Erkrankte gemeldet wovon ca. 4 % (fast 120) verstarben. Auch diesmal liegt der Entstehung der Krankheit zugrunde, dass der Mensch zu tief in die Lebensräume von Tieren vordringt. Die engen Kontakte der Spezies Mensch und Tier führten zur Übertragung auf den Menschen. So wie in China / Wuhan geschehen. Einfach und schnell kann sich das Virus dann durch Handels- und Tourismusströme über den ganzen Planeten verbreiten. Das Virus ist stabiler als ein Grippe/Influenzavirus. So machen ihm höhere Temperaturen wie im Sommer, was die Grippewelle abflauen lässt, weniger aus. Außerdem ist die Welt, da sie so vernetzt ist und global im regen Austausch steht, für einen sich schnell ausbreitenden Atemwegskeim besonders empfindlich; jedoch im Umgang damit nicht vorbereitet. Warum wurde nach der ersten SARS Epidemie im Februar 2003 kein Impfstoff entwickelt? War die Fallzahl zu klein, war mit einer ähnlichen Erkrankung in Zukunft nicht zu rechnen? Bestand kein ausreichendes Kosten – Nutzen Verhältnis? Wahrscheinlich verdrängen wir Menschen den Gedanken an mögliche Bedrohungen dieser Art und fühlen uns dank unseren technischen Fortschrittes oder dem alttestamentarischen biblischen Aufruf: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, was auf Erden kriecht!“ zu erhaben. Ist es Ignoranz oder Überheblichkeit, Leichtsinn oder ein Demutsdefizit?


Psychologisch finde ich es hoch interessant wie vor allem Industrienationen reagieren. Schien das Krankheitsgeschehen erst noch so fern in China, dann überraschend schnell in Italien und jetzt sitzen wir selbst schon mitten drin. Sehen täglich das Reality TV und könnten von einem Tag auf den anderen in das Handlungsgeschehen mit einbezogen werden. Genauso wie Deutschland, so dachte auch England und Amerika erst nicht es könnte sie so hart treffen wie z.B. Italien. War da vielleicht eine innere Überzeugung, fortschrittlicher und besser als die anderen zu sein, also ein Nationalchauvinismus oder der Abwehrmechanismus, der uns Menschen innewohnt: Mich treffe es schon nicht?


Gut da bin ich froh ein stolzer Bayer zu sein, denn unser Landesvater hat relativ schnell reagiert und glücklicherweise hierzulande mit wenig oppositionellen Gegenwind eine sinnvolle Ausgangsbeschränkung durchsetzen können.


Schnelligkeit ist gefragt und gerade jetzt zeigt sich, wie viel wichtiger es ist schnell zu sein als perfekt zu sein. Jeder der unnötig zögert, hat einen Hang zur Autodestruktion. Mir spricht das aus der Seele, denn hier ist klar, dass die Geißel des Perfektionismus nicht nur Lebensfreude raubt, sondern auch tödlich sein kann. Also der größte Fehler ist die Zurückhaltung aus Angst vor Fehlern.


Aussicht:

Wie läuft es weiter. Konnte vor der Ausgangsbeschränkung ein Infizierter drei bis vier weitere Personen anstecken, so sind es aktuell im Schnitt nur noch zwei. Das hat etwas Rasanz rausgenommen. Nach einer Infektion dauert es etwa eine Woche bis zum Auftreten von Symptomen. Das heißt, bis zum Beginn der Erkrankung. Das ist die Inkubationszeit. Virale Infekte haben gemeinsam, dass bereits schon vor dem Auftreten von Symptomen der Betroffene den Virus weiterverbreitet. Das hilft dem Virus genauso wie er auch ein Interesse hat seinen Wirt nicht zu töten, denn dann geht’s ja auch mit der Weiterverbreitung nicht so gut, es sei denn die Menschen stehen sich physisch nahe, dann geht’s auch so. Sonst ist der Tod des Wirts eher ein unbeabsichtigter Unfall.


Im Falle eines tödlichen Ausganges vergehen 3 Wochen von der Infektion bis zum Tod. Im „normalen“ Erkrankungsfall dauert der Atemwegsinfekt 3-18 Tage, also rund 7 Tage. Die meisten erholen sich gut. Manche haben länger anhaltende Bronchitiden. Vorübergehend verbleibt meist eine Immunität, also ein Schutz gegenüber Neuinfektionen. Diese bleibt nach Infektion durch Coronaviren meist nicht lebenslang. So kann nach 2-4 Jahren eine neue Infektion, in Einzelfällen auch eher, wieder auftreten.


Pandemien laufen wellenförmig ab. Es kommt zu einer charakteristischen Zunahme von Infizierten. Wie viele insgesamt infiziert werden, bis es zum Stillstand kommt (bis eine sogenannte Herdenimmunität erreicht ist) hängt davon ab wie viele Personen ein Infizierter ansteckt.


(Für die, die wissen wollen wie ich rechne, Vorsicht Klugscheissermodus! Nach der Formel 1 minus 1 geteilt durch die Anzahl die ein Infizierter ansteckt ergibt den Prozentsatz der Infizierten bei Herdenimmunität (H=1-1/n) wäre bei derzeit unter Ausgangsbeschränkung H=1-1/2 also 50 %. Ohne Ausgangsbeschränkung läge der Prozentsatz bei 67 bis 75 Prozent (wenn jeder Betroffene 3-4 weitere infiziert). )


Aktuelle Bevölkerung in Deutschland beträgt 81 Millionen. Bis 40 Millionen infiziert sind dauert es nach oben angeführtem Rechenmodus 6 Wochen, wenn ich davon ausgehe dass die tatsächlich Infizierten 10 mal mehr sind als die gemeldeten Fälle. Wenn heute 55 000 gemeldet sind, dann wären es rund eine halbe Million Infizierte. Gut die Testergebnisse spiegeln die Abstrichergebnisse von vor 4-5 Tagen wider.


Wird die Ausgangssperre gelockert oder vernachlässigt, dauert es in etwa genauso lang, bis die Herdenimmunität erreicht wird, allerdings sind dann 70 % infiziert und viel schneller schwer Erkrankte dabei. Wenn ich als Allgemeinarzt die Erfahrung mit der Menschheit, meine biologischen und mathematischen Kenntnisse in Verwendung setzte, so sehe ich die Lage so: Die Ausgangssperre werden die Menschen je nach Intelligenz, ethischer Integrität, Wertschätzung und Notlage unterschiedlich verfolgen. Ich rechne damit, dass sich 65 % der Menschheit hierzulande infiziert. Dann sind ausreichend Menschen nach durchgemachter Infektion immun also abwehrkompetent, so dass eine Weiterverbreitung des Virus eingedämmt ist. Das wird in 6 Wochen der Fall sein. Es sind dann 53 Millionen (wirklich Infizierte; getestet sind es natürlich wesentlich weniger). Davon sind 0,1 Prozent (53 000) so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch versorgt werden müssen, sonst sterben sie. Diese Kapazität wird gebraucht werden in unseren Kliniken. Unter der außerordentlich guten medizinischen Versorgung ist dies in Deutschland möglich, vorausgesetzt das findet zeitlich entzerrt statt, also nicht alle auf einmal. Daher ist die Viruseindämmung und die Ausgangsbeschränkung wichtig. Trotzdem wird etwa ein Fünftel von diesen schwer erkrankten Fällen versterben. Das wären dann 10 000 Todesfälle in Deutschland durch das Coronavirus.


Nachdem die erste Welle abgeflacht ist, denke ich, dass sich das Leben, wenn auch anders als zuvor, wieder normalisieren wird, bis eine zweite, schwächere Welle nach 2-3 Monaten im Sommer und eine dritte im Winter auftritt. Die letzte trifft dann mit der Influenza-Saison 2020/21 zusammen. Wahrscheinlich kommt im Herbst dann auch ein Impfstoff gegen Corona auf. Außerdem wird die Nachfrage nach der Grippeimpfung in der nächsten Saison um das 2-3-fache steigen.














Biologische Grundinformationen:

Was macht das Virus mit den Schleimhäuten der Atemwege? Es dockt dort an der Zelloberfläche der Schleimhaut an und wird in die Zelle aufgenommen. Dort eingeschleust übergibt das Virus der Zelle seinen Bauplan mit dem Auftrag Tausende von Viren zu produzieren. Dabei muss die Körperzelle nicht zugrunde gehen. Unser Immunsystem reagiert auf verschiedene Weise. Wesentlich in zweierlei Art. Einmal produziert es innerhalb von wenigen Tagen Antikörper, die das Virus neutralisieren und andererseits zerstört es die vom Virus befallenen Zellen und manchmal das Umfeld auch. Auf dieses „Schlachtfeld“ stürzen sich dann ganz gerne auch Bakterien, die sowieso da sind. Häufig sind es Pneumokokken. Besonders gefährlich ist es für Menschen deren Immunsystem aus der Balance ist. Das ist der Fall, wenn es geschwächt ist wie bei Herzkranken (durch die Herzleistungsschwäche ist die Lunge gestaut und der Blut- und Lymphfluss ist verlangsamt), bei Zuckerkranken (behinderter Energiestoffwechsel der Zellen), bei Lungenkranken und Rauchern (Schleimhautoberfläche ist krank) oder wenn es überaktiv ist. Jedenfalls aus der Balance.


Die Coronavirus-Pandemie aus Sicht eines Psychopäden

In der Psychopädie haben wir sogenannte Grundannahmen und eine die zunächst mal provokativ wirken darf ist die, dass alles was geschieht einen Sinn hat, auch wenn wir ihn jetzt noch nicht erkennen können. Akzeptanz, ein mächtiges Wort, beinhaltet auch die Dinge aus Gottes Hand anzunehmen mit denen wir Menschen nicht einverstanden sind. Unsere Freiheit, und davon sind wir in der Psychopädie überzeugt, dass der Mensch einen freien Willen hat, besteht darin, zu suchen, zu welchen positiven Veränderungen uns die Krise motiviert. Wir haben die Wahl, konsumieren wir die Medien und befüttern unsere Ängste und Sorgen, oder nutzen wir die Situation, um persönlich und gesellschaftlich reifen und wachsen zu können.

Typische für Pandemien ist es, dass Fremdenfeindlichkeit zunimmt, Panikkäufe (Klopapier, wer hätte das gedacht) getätigt werden und die Nachfrage nach Quacksalbermitteln steigt. Widerstehen Sie dem Drang sich mitreißen zu lassen.


Positive Kräfte: Die Seuche durch das Coronavirus stellt ein internationales gemeinsames Feindbild dar. Und es gibt nichts was stärker WIR-bildend ist als ein gemeinsamer Feind, insbesondere dann, wenn er existentiell bedrohend ist. Die WIR-Bildung ist ein Gruppendynamisches Phänomen welches einen äußeren, gemeinsamen Gegner braucht, um stabil zu sein. Nutzen wir die Krise um unsere Solidarität zu stärken, es wirkt, sie haben es vielleicht schon gemerkt.


Der Ausgleich:

Sinnbild ist die Waage. Die Menschheit leidet darunter, dass sie sich durch Begierden zu sehr in das Äußere verliert, und dabei das innere Erleben verkümmert. Das Außen wird übermächtig und das seelische Verhältnis zu sich selbst verkümmert. Befriedigung von Begierden führt nicht zu deren Erfüllung, sondern zur Vervielfältigung der Begierden. Daraus ergibt sich Überlastung, Erschöpfung, Umweltbelastung, Entfremdung und Rücksichtlosigkeit. Persönlich treibt das Viele in psychische Erkrankung und ins sogenannte Burnout. Stress ist eine Balancestörung.

Die Krise zwingt zu innerer Einkehr und ermöglicht für viele eine Selbstbegegnung in der der menschliche Geist seiner Seele gewahr werden darf, und das, ohne erkranken zu müssen. Und das auch noch passend zur Fastenzeit. Wir dürfen auf Unterhaltung, Ablenkung und Freizeitstress verzichten. Wenn Jesus 40 Tage allein in der Wüste verbracht hatte, so können wir auch ein paar Wochen außenkontaktreduziert in unseren wirklich sicheren und komfortablen 4 Wänden bleiben. Hat er nicht gesagt, was ich kann, könnt ihr auch, und ganz ehrlich unter uns gesagt war er so wie Sie und ich ein Mensch. Klar Gott innewohnend. Und davon gehen wir Psychopäden aus, dass jedem Menschen Gott innewohnt. Jeder trägt Gott in seinem Herzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies Jeder, der dies liest schon einmal wahrgenommen hat.


Wie begegnen wir unseren Ängsten?

Wir gehen davon aus, dass das stärkste Gegenmittel gegen Ängste die Liebe ist. Ja und wie geht das mit der Liebe? Eine Art Liebe auszudrücken ist Zuwendung, Beachtung, Wahrnehmung und Interesse an Wohlergehen. Gerade die Zuwendung nach innen, die Selbstbegegnung, die Selbstwahrnehmung und die Kontaktaufnahme mit unserem inneren Wesen darf Liebe wecken und wachsen lassen. Hier hat die Psychopädie hervorragende Mittel, die diesem Ziel dienlich sein dürfen.


Beitrag der Psychopädie:

Als unseren Beitrag zum Gemeinwohl in dieser herausfordernden Zeit bietet die deutsche Gesellschaft für Psychopädie kostenlose Crashkurse in Trophotraining und psychopädische Hilfe online an. Ich lade Sie ein das Angebot zu nutzen. Wie wäre es, wenn sie von jetzt an ihre Persönlichkeit von Tag zu Tag reifen lassen und sich mit jedem Atemzug besser fühlen.

 

Unser Geschenk an Sie unter: https://www.dgtpev.de/alle-termine/

 

Seien sie beschützt und geführt

Ihr Dietmar Neumaier                                                                               Iffeldorf, 29.März 2020